Eigentlich hätte mir das schon bei der ersten Durchsicht auffallen müssen: rein rechnerisch dürfte ich selbst jetzt noch gar keine frische, geschweige denn verdeckelte Brut haben.
Eine Königin braucht 16 Tage zum Schlüpfen (3 Tage Ei, 5 Tage Larve, 8 Tage Puppe) und weitere ein bis zwei Wochen, um geschlechtsreif zu werden, zum Begattungsflug zu starten und mit dem Legen zu beginnen.
(Hier eine Übersicht über die Entwicklungszeiten)
Den Ableger hatten wir am 17. Mai gebildet. Das bedeutet, dass das Volk nach einer guten Woche (also etwa am 25. Mai) brutfrei sein müsste und frühestens drei, eher erst vier Wochen danach frische Brut vorhanden sein dürfte. Verdeckelte Brut braucht noch eine weitere Woche , könnte also frühestens ab etwa 15. Juni vorhanden sein.
Bei der Durchsicht am 31. Mai, zwei Wochen nach Bildung des Ablegers, ist sowohl frische als auch verdeckelte Brut vorhanden. Das heißt, dass eine Königin im Volk ist, die seit mehr als einer Woche stiftet.
Der Anruf von meinem Imkerpaten gestern bestätigte das dann auch. Seine Durchsicht des “Spendervolks” hat ergeben, dass es keine frische Brut gibt. Dafür sind aber jede Menge Nachschaffungszellen vorhanden. Wir haben also bei der Bildung des Ablegers wohl die Königin mit erwischt, die sich jetzt in meinem Ableger offensichtlich bester Gesundheit erfreut und aktiv ist.
Für das Spendervolk bedeutet das eine mehrwöchige Brutpause, ein dadurch schwächeres Volk und in Folge eine entsprechend geringere Honigernte.
Dass wir mit unserem unfreiwiiligen Königinnen-Raub den Schwarmtrieb des Spendervolkes wohl nachhaltig gedämpft haben, ist nur ein schwacher Trost.
Ursache des ganzen war, dass wir die Königin nicht sicher erkennen konnten. Sie war (und ist) nicht gezeichnet, was das Erkennen bei voll besetzten Waben sehr schwer macht. Eigentlich wollte ich mir ebenso den Aufwand und die Aufregung, die die Zeichnung für Volk und Königin bedeuten, sparen. Nach dieser Aktion gerät mein Entschluss aber in’s Wanken.