Im August denkt man normalerweise an Badestrand, Sonnenschein und Urlaub. Für die Bienen geht aber jetzt das Jahr schon langsam zu Ende. Zeit, an die Fütterung für die Wintervorräte zu denken.
Die Massentrachten sind im August alle lang vorbei, nur in Gebieten mit Heidekraut und größeren Sonnenblumenfeldern gibt es noch nennenswerte Mengen an Futter. Zwar finden die Bienen immer noch blühende Pflanzen, aber sie bringen nicht mehr die Masse an Pollen und vor allem Nektar, die für das Anlegen der Wintervorräte nötig ist. Da der Imker die im Frühjahr und Sommer angelegten Reserven — soweit vorhanden — zum großen Teil entnommen hat, muss er jetzt im Spätsommer mit künstlichem Futter Ersatz schaffen, damit die Völker doch noch ausreichend Vorräte anlegen können.
Welches Futter?
Als Futter kommt Zucker in verschiedenen Formen in Betracht. Der Handel bietet fertig angemischten Sirup aus Weizen oder Mais an, zum Beispiel:
- Api-Food Sirup (API ALSACE ICKOWICZ, ab ca. 0,60 €/kg)
1 kg Api-Food entspricht 0,75 kg kristallinem Zucker [2] - ambrosia® Bienenfuttersirup (Nordzucker, ab ca. 1 €/kg)
1 kg entspricht 0,73 kg Kristallzucker [3] - Apiinvert Futtersirup mit Fructose (Südzucker, ab ca. 1 €/kg)
1 kg Apiinvert entspricht 0,73 kg kristallinem Zucker [4]
Die Hersteller werben mit der angeblich speziell für Bienen angepassten Zusammensetzung. Das bezieht sich auf das Verhältnis der Zuckerarten Maltose, Saccharose, Glucose und Fructose. Ein hoher Fructose-Anteil soll den Bienen die Invertierung der Saccharose abnehmen und daher besonders effektiv sein. Mehrjährige Versuche der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim haben allerdings ergeben, dass es bei der Völkerentwicklung keine Unterschiede gibt, egal ob man fertigen Sirup oder Zuckerwasser füttert. Auch Proteinzusätze zeigten keine Wirkung [5].
Die Preisfrage
Für Berufsimker und Hobbyimker mit vielen Völkern spielt der Preis der Futters eine Rolle. Zucker wird beim Discounter aktuell unter 0,70 €/kg angeboten. Umgerechnet auf den Feststoffgehalt der Fertigsirupe entspricht das etwa 0,52 €/kg Sirup. Das ist etwas weniger als der billigste Fertigsirup.
Dagegen steht der Aufwand für das Anrühren des Sirups, der bei Fertigware natürlich entfällt. Die industriellen Sirupe können auch problemlos bis ins nächste Bienenjahr gelagert werden — durch den hohen Zuckergehalt neigen sie nicht zum Gären.
Allerdings kann Fertigsirup über den Internet-Handel auf Grund des hohen Gewichts kaum sinnvoll verschickt werden. Die meisten Händler geben ihn nur bei Selbstabholung oder in großen Mengen mit Speditionsversand ab.
Sirup anrühren
Da ich keinen Händler in der Nähe habe und mein Bedarf in diesem Jahr nur bei wenigen Kilogramm liegt, habe ich mich entschieden, den Sirup selbst aus Haushaltszucker anzurühren.
Das ist einfach: für 5 Liter 1:1 Sirup mischt man in einem großen Messbecher oder Eimer 3 Liter lauwarmes Wasser mit 3 kg Zucker. Der Zucker löst sich schon nach kurzem Rühren leicht auf. Es entsteht eine relativ dünnflüssige, transparente Zuckerlösung.
Die Fütterung
Zum Füttern werden verschiedenen Systeme angeboten, zum Beispiel Futterzargen wie den Adam-Fütterer und Futterrahmen. Im einfachsten und kostengünstigsten Falle tut’s aber auch eine Schüssel in einer Leerzarge.
Ich setze auf die Brutzarge eine Bienenflucht ohne die Plastikeinsätze auf. Darauf kommt eine Leerzarge, in die ich eine ca. 8–10 Liter fassende Schüssel stelle. Die Bienen können durch die Löcher der Bienenflucht in die Leerzarge aufsteigen, verbauen aber die Leerzarge nicht mit Waben.
Damit die Bienen nicht ertrinken, lege ich in die Schüssel eine Handvoll ausgerissenes Gras. Den Sirup schütte ich mit dem Messbecher darauf. Das sollte recht zügig passieren, um keine Räuber anzulocken.
Schließlich wird die Leerzarge mit Folie und Deckel verschlossen. Es dauerte bei mir mehrere Tage, bis die Bienen begannen, den Sirup anzunehmen und in die Waben umzutragen.
Das sind die Futtermengen bisher:
2. August: 5 Liter (3kg Zucker)
11. August: 1,5 Liter (1kg Zucker)
12. August: 1,5 Liter (1kg Zucker)
21. August: 5,5 Liter (4kg Zucker)
1. September: 6 Liter (4kg Zucker)
Gesamt: 19,5 Liter (13kg Zucker)
Ab Ende August habe ich die Konzentration des Sirups leicht auf etwa 4:3 erhöht. Das scheint die Menge an Zucker zu sein, die sich noch leicht in lauwarmem Wasser löst. Darüber hatte ich immer noch Kristalle in der Lösung.
Ab September kamen die auf einem Winzerfest gesammelten Korken als Schwimmhilfe zum Einsatz. Zwar gab es mit dem Gras auch keine Probleme wie größere Mengen an ertrunkenen Bienen, aber die zurückgebliebenen Grasreste waren mir immer unsympathisch. Die Korken lassen sich leicht reinigen und praktisch unbegrenzt wiederverwenden. Ich bin gespannt, ob die Bienen damit ebenso gut klarkommen.
Quellen:
- Imker Weinsbergtal: Futtermittelreport 2015
- Bienenweber: Produktspezifikation Api Food 75–15
- Nordzucker: Bienengerechte Fütterung in der Praxis
- Südzucker: Datenblatt Apiinvert
- Dr. Liebig: Poster zur Fütterung mit Futtersirup